Offener Brief an Frau Silvana Koch-Mehrin und Herrn Jorgo Chatzimarkakis


Sehr geehrte Frau Koch-Mehrin, sehr geehrter Herr Chatzimarkakis,

Ihnen beiden ist in der jüngsten Vergangenheit der Doktorgrad durch Ihre Alma Mater entzogen worden. Ihre Arbeiten entsprechen nicht den wissenschaftlichen Standards; dies begründet sich insbesondere dadurch, daß Sie fremdes geistiges Eigentum in Ihren Arbeiten verwendet haben, ohne die in wissenschaftlichen Kreisen übliche Zitierweise einzuhalten. Dadurch ist der Eindruck entstanden, Sie wären der Urheber dieser Textstellen. So etwas nennt man Plagiat.

Natürlich besteht die Möglichkeit, daß so etwas fahrlässig passieren kann. Die schiere Menge an Plagiaten in Ihren beiden Arbeiten impliziert aber etwas ganz Anderes. Sie haben sich in großem Maße die Arbeit Anderer zu Nutze gemacht, um Ihren akademischen Grad zu erreichen, und zwar in einem Umfang, daß eine Fahrlässigkeit beinahe ausgeschlossen werden kann. Sie sind beide nicht mehr im wissenschaftlichen Betrieb tätig und auch nicht wirtschaftlichen Berufen, die eine entsprechende Qualifizierung vorraussetzen würden. Da Sie beide schon im politischen Geschäft tätig waren, als Sie Ihre Dissertationen verfasst haben, drängt sich die Vermutung auf, daß Sie den Doktorgrad primär zum Vorankommen in der Politik benutzen wollten. Damit ordnen sich Ihre Arbeiten in das Reich der Prestige-Promotionen ein, in denen der wissenschaftliche Gehalt von vornherein als gering zu betrachten ist.

Sie, Herr Chatzimarkakis, versuchen Ihr Fehlverfalten durch eine in anderen Ländern übliche Zitierweise, nennen wir sie mal die „Oxfordsche“, zu legitimieren. Damit werden Sie hier nicht durchkommen, und schon gar nicht in Oxford. Im anglo-amerikanischen Sprachraum werden Plagiate viel schärfer geächtet, als das in Deutschland der Fall ist. Meinen Sie im Ernst, in Oxford gelten andere Maßstäbe im Bezug auf die Referenzierung anderer Leistungen in eigenen Arbeiten? In diesem Fall dürfte man Ihnen jegliches Verständnis für die wissenschaftliche Arbeitsweise absprechen, so daß Sie von vornherein nicht als Träger eines solchen Grades in Frage kommen würden.

Sie beklagen sich auch darüber, daß Plattformen wie Guttenplag und Vroniplag anonym arbeiten. Meine Frage an Sie: Was ändert diese Tatsache an Ihrer Doktorarbeit? Sie sind verantwortlich für ihren Inhalt, und niemand sonst. Eine Dissertation ist eine herausragende wissenschaftliche Arbeit, die in Bibliotheken anonym eingesehen werden und somit auch zitiert werden kann. Eine anonyme Untersuchung auf einer Internetplattform, die sich dem Zweck verschrieben hat, fehlerhafte wissenschaftliche Arbeit aufzudecken finden Sie als Liberaler verwerflich? Das is eine Auffassung der liberalen Idee die mir als FDP-Mitglied neu ist.

Sie beide können sich mit dem Verlust Ihrer Meriten nicht abfinden. Sie, Frau Koch-Mehrin, versuchen es auf dem Rechstwege, der Ihnen selbstverständlich offensteht, und Sie, Herr Chatzimarkakis, wollen eine neue Doktorarbeit schreiben, beziehungsweise Ihre alte nachbessern. Ihr Verhalten zeigt, daß es Ihnen überhaupt nicht um die Mehrung des Wissens und dessen Nutzen für die akademische Gemeinschaft geht. Für Sie bedeutet der Doktorgrad eine Steigerung Ihres gesellschaftlichen und politischen Ansehens.

Der Fall zu Guttenberg hat mich noch nicht veranlasst, einen Brief zu verfassen, obwohl ich dessen Verhalten für genauso verwerflich halte. Sie beide sind aber Parteifreunde von mir, und in diesem Fall kann ich nicht länger schweigen. Sie haben mit Ihrem Verhalten Schmach über die Partei gebracht, und ich fordere Sie hiermit auf, zurückzutreten.

Ein sogenanntes anonymes FDP-Mitglied

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